Die Geschichte der Korbflechtkunst
Franz Müller als Gestalter und Anbieter von Flechtwaren gehört zu einer Branche mit langer Tradition. Wir haben uns gefragt, seit wann es die Korbflechtkunst bereits gibt. Wie wurden die Produkte früher hergestellt und wie hat sich das Handwerk zu dem entwickelt, was es heute ist.
Korbflechtkunst: Traditionshandwerk
seit der Jungsteinzeit
Schon seit Urzeiten gehört die Korbflechtkunst zur Geschichte des Menschen. In der Jungsteinzeit (Neolithikum) wurden erste Korb- und Strohwaren vor allem als Transportbehälter gebaut. Bereits aus der Zeit 10.000 vor Christus soll im Nahen Osten ein in Wulsttechnik gefertigter Korb entstanden sein. 1857 fand man in Südspanien in einer Höhle 5000 Jahre alte Korbformen als Grabbeigabe. Aus diesem Grund ist die Korbflechtkunst neben den Tonen eines der ältesten Handwerke der Menschheit. Nicht zuletzt weil die Rohstoffe kostenlos in der Natur zu finden waren und zum Flechten kaum Werkzeug oder Vorkenntnisse benötigt wurden. Mit großer Wahrscheinlichkeit schauten sich die Menschen das Flechten damals in der Natur ab, wie beispielsweise von Vogelnestern.
Vielfältige Materialien zum Flechten
aus der Natur
Auch die ersten Stoffe entstanden mit Hilfe der Flechtkunst. So leitet sich die Bezeichnung „Textilien“ vom lateinischen „texere“ ab und bedeutet übersetzt „flechten“. Wollte man kleinere Körbe oder Matten flechten, eigneten sich vor allem Gräser, Bast, Binsen, Schilf oder Stroh als Material. Mussten die Flechtprodukte jedoch höheren Belastungen standhalten, nutze man meist Spaltholz (Kastanie, Eiche, Esche) oder Weiden- und Haselzweige, die besonders dick und elastisch waren. Auch Rinde (Weide, Zeder, Birke) wurde für die Korbflechtkunst verwendet.
Die Entstehung der Korbflechtkunst:
von geflochtenen Hauswänden bis zum dekorativen Blumenübertopf
Die Korbflechtkunst hatte vor allem einen funktionellen Nutzen. Weit vor Christi Geburt dienten Geflechte aus Zweigen bereits als Grundkonstruktion von Hüttenwänden, die anschließend mit Lehm und Viehmist verputzt wurden. Die Kelten und Germanen übernahmen diese Konstruktionsart. Die sog. Flechtwerkwand verleiht der heutigen Wand noch heute ihren Namen. So kommt das Wort „Wand“ von „winden“, also „flechten“. Auch heutzutage werden in West- und Mitteleuropa noch Zäune mit Zweigen und Holz geflochten.
Die meisten Korbwaren-Artikel wurden jedoch vor allem als Transportbehälter und zur Aufbewahrung hergestellt. Immer mehr Menschen waren auf Körbe angewiesen und so entstanden verschiedenste Korbvarianten, wie zum Beispiel:
- Kiepen: Körbe, die besonders für den Transport von Feuerholz und zur Wein- und Obst-Ernte geeignet sind und mit Gurten aus Leder auf dem Rücken getragen werden.
- Bienenkörbe: Aus Pfriemgras, Rinden oder Weide geflochtene Körbe. Für die Honiggewinnung wurden Presskörbe aus Weide genutzt.
- Flaschenkörbe: Zur Ummantelung von Glasflaschen und Tonkrügen und -schalen wurden Körbe aus Binsen, Stroh oder Weiden hergestellt.
- Dicht geflochtene Körbe: Zur Herstellung von Käse wurden dicht geflochtene Körbe genutzt, bei denen die geronnene Milch eingefüllt wurde und die Molke langsam abfließen konnte.
- Fischreusen: Eine Vorrichtung, früher vor allem aus einem Korbgeflecht, mit der bestimmte Fischarten auch heute noch effektiv gefangen werden.
- Katzenkorb: Nach wie vor gibt es Transport- und Schlafkörbe für Tiere.
- Wäschekorb: Früher vor allem aus Weiden geflochten wurden diese meist runden Körbe mit Henkeln für die Lagerung sauberer Wäsche genutzt. Dank ihrer Luftdurchlässigkeit konnte auch zurückgebliebene Feuchtigkeit entweichen.
- Kinderwagen: Der heutige Kinderwagen stammt vom früheren Stubenwagen ab, einem Kinderkörbchen mit Rädern, das innerhalb der Wohnräume genutzt wurde. Auch die ersten Kinderwagen bestanden aus einem Fahrgestell und einem Korb.

Kinderwagen früher
Es zeigt sich also, dass die Korbflechtkunst ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten und eines der ältesten Handwerke der menschlichen Geschichte ist.
Das Auf und Ab der Korbflechtkunst
Die Korbmacherei war stets ein Teil der menschlichen Geschichte. Allerdings sind aus der Zeit des Mittelalters kaum Überlieferungen, über die Herstellung. Da das Handwerk relativ einfach zu erlernen war, wurden Körbe meist von denen hergestellt, die sie benötigten, also vor allem Bauern. Die ersten Zünfte, gegründet beispielsweise 1590 in München und 1735 in Berlin, sorgten für eine Weiterentwicklung zu feineren und spezifischeren Flechtkunstwerken. Die groben Korbarbeiten blieben überwiegend bei den Landwirten.
Im Jahr 1773 erfand Johannes Puppert den Weidenhobel, was die große Zeit der feinen Weidenschienenarbeiten einleitete. Da die Zünfte aber an strenge Regeln gebunden waren, erlebte die Korbflechtkunst erst nach deren Auflösungen 1845 einen ungeahnten Aufschwung. Vor allem in der Jugendstilzeit entwickelte man neue Formen, Muster und experimentierte mit Materialien. Das Korbflechten hatte auch bald Einfluss auf die Möbelherstellung. So wurden unter anderem Stühle, Tische, Schränke und Blumenständer verziert oder gefertigt. Das Flechthandwerk entwickelte sich zu einem Industriezweig und Korbwaren waren aus keinem Haushalt mehr wegzudenken.
Korbflechtkunst in Zeiten des ersten
und zweiten Weltkrieges
Durch den ersten Weltkrieg fiel die Flechtindustrie kurzzeitig zusammen. Jedoch wurden immer mehr Munitionskörbe gebraucht, weswegen die Korbflechterei in die Rüstungsindustrie eingegliedert wurde. Nach 1918 fiel die Flechtindustrie in eine weitere Krise. Das Korbflechten war von da an ein Noterwerb, das vor allem von Bauern und deren Familien betrieben wurde. Zu Beginn des zweiten Weltkriegs wurden die Korbflechter erneut zur Herstellung von Geschosskörben verpflichtet. Wurden sie unpünktlich oder normabweichend geliefert, konnten die Flechter wegen Landesverrats verhaftet werden. Zu dieser Zeit waren es vor allem Frauen, Kinder und ältere Männer, die Körbe in Werkstätten flochten.
In den 50er und 60er Jahren erlebte die Korbflechtkunst einen neuen Aufschwung. So hatten die Korbflechter ihre eigene Innung und Gewerkschaften. Sie produzierten immer mehr Artikel, die den Haushalt erleichtern sollten, wie beispielsweise Wäschekörbe, Rückentragekörbe usw. Doch dieser Aufschwung hielt in Zeiten der Industrialisierung nicht lange an und so ging es dem Handwerk zunehmend schlechter. Innerhalb von nicht einmal einem Jahrhundert wurde die Korbflechtkunst durch die Industrialisierung immer mehr verdrängt. Durch den Wunsch nach einer Herstellung in großen Stückzahlen verbunden mit möglichst geringen Kosten entwickelte sich das Handwerk von einem ernstzunehmenden Industriezweig zu einem aussterbenden Beruf. Hinzu kamen neue Materialien, wie Kunststoff oder Pappkarton, aus denen vor allem Transportkisten gefertigt wurden.
Korbflechtkunst heute
Zwar konnten die Rohmaterialien für Korbwaren dank der Technisierung industriell schnell und günstig abgeerntet und verarbeitet werden, allerdings ist die Korbflechtkunst selbst immer reine Handarbeit. Dies ist natürlich mit hohen Kosten verbunden, weswegen immer mehr Unternehmen im Ausland produzieren lassen.
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an alternativen Materialien, die für Körbe bzw. Boxen oder Ähnliches genutzt werden. So werden heutzutage zum Beispiel auch Metall, Stoff, Filz, Rattan, Kunststoff oder Holz verwendet.
Auch Franz Müller Flechtwaren kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Schon im Jahr 1921 wurde das Unternehmen als Korbwaren- und Korbmöbel-Fabrik mit eigener Produktion gegründet. Nur ausgesuchte Rohstoffe werden zu hochwertigen Produkten weiterverarbeitet. Die Zusammenarbeit verläuft mit zertifizierten Lieferanten für höchste Qualität. Seitdem steht das Logo „FM“ für Artikel mit handwerklicher Perfektion und höchsten Ansprüchen.